Das GROW-Modell von Whitmore

Eines der bekanntesten Konzepte ist das GROW-Modell von John Whitmore. Seine Bekanntheit hat sicher auch damit zu tun, dass es sehr einprägsam ist.

"GROW", im Englischen bedeutet das Wort "wachsen", steht hier für vier Abschnitte im Ablauf eines Coaching-Treffens:

Goals - Reality - Options - Will

Nach der Begrüßung und einer Zeit des Ankommens bittet der Coach seinen Gesprächspartner (nachstehend "Coachee" genannt), das Ziel des Treffens, eventuell auch das Ziel des gesamten Coaching-Prozesses, zu formulieren. Manchmal kann gerade die Frage nach der grundsätzlichen Zielsetzung für den Prozess hilfreich sein. In der Zeit zwischen den Treffen kann viel passieren, und die Bedürfnisse des Coachees können sich stark verändert haben. Gut für einen Coach, wenn er sich darauf einstellen kann.

Ausgehend von diesem Ziel wirft der Coachee einen Blick auf die Realität, in der er lebt: Wie sieht die Situation aus, in der er sich befindet? Wodurch wird sie beeinflusst? In welcher Position sieht er sich?

Seinem Coachee öffnet der Coach durch analytische Fragen den Blick auf dessen Lage und mögliche Zusammenhänge. Die Erarbeitung dieses Ist-Zustandes ist eine wichtige Ausgangsbasis, von der aus man dann gemeinsam weiterarbeitet.

Anschließend werden Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten gesammelt, die der Coachee in seiner Situation sehen kann. Der Coach wirkt hier ermutigend und versucht mit Fragen neue Denkrichtungen anzustoßen. Besonders interessant wird es, wenn der Coachee während der Analyse der Lage einen neuen Blick auf das Thema gewonnen hat. Das setzt neue Ideen frei. Der Coach sollte auch hier ermutigen, auf den ersten Blick unsinnige Ideen zu sammeln, die der Coachee vielleicht gleich wieder verwerfen will. Oft erkennt der Coachee in dieser Situation, dass er viel mehr Möglichkeiten hat als anfangs gedacht. Und - wenn das Gespräch gut läuft - ist er dazu motiviert, im letzten Teil des Gesprächs konkrete Handlungsentscheidungen zu treffen.

Was erscheint ihm so wichtig, dass er "dranbleiben" will? Über welche Möglichkeiten muss er weiter nachdenken? Wo zeigt sich, dass Zwischenziele notwendig sind? Die (mögliche) Vielfalt wird nun zugespitzt bis am Ende einige wenige Entschlüsse übrig bleiben die den größten Fortschritt zu bringen versprechen. Der Coach fordert seinen Coachee dazu heraus, Entscheidungen zu treffen, über mögliche Probleme nachzudenken und darüber, wie er ihnen begegnen kann, um entsprechende Lösungswege in Betracht zu ziehen.

In diesem Zusammenhang kann es eine Herausforderung für den Coachee sein, wenn sein Coach plötzlich fragt: "Wie wahrscheinlich ist es, dass du das tun wirst? Bewerte das einmal auf einer Skala von 1 bis 10." - Diese Frage hilft zu entscheiden, ob gesteckte Ziele den richtigen Schwierigkeitsgrad haben. Eine niedrige Bewertung ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Coach seinen Gesprächspartner dazu auffordern sollte, die Entscheidung zu überdenken. Ist der Schritt zu groß? Ist es notwendig, das Ziel in Teilschritte zu teilen? Gibt es bisher unbeachtete Probleme? Wo braucht er Hilfe? Sagt der Coachee jedoch ohne zu Zögern "10", dann ist das Ziel möglicherweise zu niedrig gesteckt.

Besonders für analytisch denkende Menschen kann das GROW-Modell sehr hilfreich sein, denn sie arbeiten systematisch und steuern zielstrebig auf eine Entscheidung zu.

Inhaltlich ist John Whitmores Methode vor allem dann gut einsetzbar, wenn der Coachee über Fragen seiner Arbeit arbeiten möchte. Haupt- wie ehrenamtliche Mitarbeiter können hier zu greifbaren Ergebnissen kommen, Zwischenschritte planen und sich über notwendige Unterstützung klar werden.